Grünland ist mit 1,34 Millionen Hektar die flächenmäßig wichtigste Kulturart in Österreich. Österreichs Grünland bietet neben wichtigen ökologischen Funktionen die Futtergrundlage für rund 53.000 Viehwirtschaftsbetriebe. Die Vielfalt an standortabhängigen Bewirtschaftungsintensitäten, die kleinflächigen Strukturen und die mehrfache Ernte im Verlauf einer Vegetationsperiode machen eine flächendeckende, systematische und genaue Schätzung von Ertrag und Qualität bislang sehr schwierig.

Ertrag und Qualität bilden in der Bewertung des Grünlandes eine untrennbare Einheit. Die Ernte in einer frühen Phase der Entwicklung liefert zwar wenig Trockenmasse, dafür aber mit hoher Qualität. Mit der weiteren phänologischen Entwicklung des Pflanzenbestandes nimmt die Biomasse zu, während die Qualität der Gräser, Leguminosen und Kräuter sinkt. Über die Auswahl des Schnittzeitpunktes kann der Landwirt das Verhältnis zwischen Ertrag und Futterqualität direkt steuern. Eine objektive Einschätzung des Verhältnisses dieser beiden Parameter entscheidet daher maßgeblich über den wirtschaftlichen Erfolg und die Produktivität eines Grünlandbetriebes.

Die optischen und SAR-Satelliten des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus haben das Potential, Grünlandbestände und deren Nutzung auf Feldstücksebene kontinuierlich und in hoher räumlicher Auflösung zu beobachten. Um daraus relevante Vegetationsdynamiken ableiten zu können, vereint SatGrass Fernerkundungs- und Wetterdaten zu einem Schätzmodell, welches mit regional verteilten Ertragsmessungen und Qualitätsuntersuchungen kalibriert und validiert wird. Die wichtigsten Ziele von SatGrass sind:

  • Die Identifikation von Nutzungszeitpunkten aus Zeitreihen von Sentinel-1 (S1) und Sentinel-2 (S2) Daten als Grundlage für eine aufwuchsbezogene Ertragsbestimmung.
  • Die fernerkundliche und wettergestützte Schätzung von Ertrag und Futterqualität sowie deren Dynamik über den gesamten Verlauf der Vegetationsperiode unter Einbeziehung der Nutzungszeitpunkte, der Witterung und Wasserbilanz.

 

Auf lokaler Ebene bietet SatGrass den Landwirten eine belastbare Informationsgrundlage zur Bestimmung des optimalen Schnittzeitpunktes, um Ertrag und Qualität feldspezifisch und betriebsindividuell optimieren zu können. Auf regionaler Ebene trägt SatGrass zur Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung (LGR) Österreichs bei. SatGrass leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Klimawandelfolgen. Die Klimaveränderung in den Grünlandgebieten stellt eine der größten Herausforderungen für die Aufrechterhaltung der Grünland- und Viehwirtschaft dar. Eine genaue Quantifizierung von Ertragsminderungen in von Trockenheit betroffenen Regionen - bzw. Überschüssen in Gunstlagen - im Rahmen einer Grundfutterbilanz, ist die Voraussetzung für die Planung von Klimaanpassungskonzepten und für die Umsetzung gezielter Maßnahmen zur flächendeckenden Futterversorgung des Viehbestandes.